Jutta Winckler
Meine erste Begegnung mit Jutta Winckler hatte ich im Jahr 2000 in Ennepetal, dort, wo die Ausläufer des Sauerlandes an die Grenzen des Bergischen Landes und des südlichen Ruhrgebietes stoßen.
Ich war damals Kuratorin eines Ausstellungsprojektes, das unter anderem in der dortigen Kluterthöhle, eine der größten Schauhöhlen Deutschlands, stattfinden sollte. Rund 150 Künstlerinnen und Künstler aus der gesamten Region Nordrhein-Westfalen hatten sich für die Teilnahme am Projekt EN-Kunst beworben. Bereits bei Sichtung der Bewerbungsunterlagen und schon lange vor der offiziellen Jurierung der Teilnehmer fiel mir die Qualität und Besonderheit von Jutta Wincklers Arbeiten auf. Ich hatte sofort ein visuelles Erlebnis und ein Bild vor Augen von einem ‚richtigen‘ Platz für ihre Kunst: Eine etwas zurückgelegene, verborgene Nische im Höhleninneren. Glatte, runde Formen und weiche Linien, wunderbar natürliche, doch leuchtende Farbigkeit – Objekte, geschaffen aus Ton, kontrastierend mit dem schroffen, bizarren Gestein der Höhle.
Jutta Winckler hatte eine Gruppe von großen Kokons vorgeschlagen. Vier Objekte, die teilweise eine Länge von 70 cm hatten, konnten dort gezeigt werden. Als hätten sie immer schon dort gelegen schien es, als warteten sie darauf, sich als urzeitliche Falterwesen zu entpuppen.
Einige Zeit nach Beendigung des Projektes zog sich Jutta Winckler auf die Insel Rügen zurück, um dort ein altes Haus zu kaufen und zum Atelierhaus umzubauen. Unser Kontakt war für eine Weile unterbrochen, die Faszination für ihre Arbeiten aber blieb.
Die Art Karlsruhe, eine der wichtigsten Kunstmessen im deutschsprachigen Raum, schien mir wie geschaffen dafür. Dort sah ich die Möglichkeit, diese neuen Arbeiten zu präsentieren. In dem darauf folgenden Winter arbeitete Jutta Winckler ausschließlich für diese Messe, und es entstanden voluminöse Arbeiten, die in ihrer Fertigung und ihrer virtuosen Oberflächengestaltung die Entwicklung der Künstlerin in den ganzen Jahren seit unserer ersten Begegnung wiederspiegelten: Planvolles Vorgehen in der Gestaltung, jahrelange Erfahrung mit dem Material, Anvertrauen des Objektes an das Feuer und damit dem Zufall vertrauend. Das Spiel mit dem ersten Element, mit Flammen, Hitze und Glut, führt zu diesen ausdrucksstarken Oberflächenzeichnungen in den Objekten, die einem informellen Bild sehr nahe kommen. Ihre neuen Arbeiten spielen besonders mit dem Paradoxon der Leichtigkeit von keramischen Arbeiten. Die Arbeiten Balance und eine Reihe von Kissen-Objekten scheinen zu schweben, nur auf einem Punkt balancierend, schwerelos zu sein.
Jutta Winckler hat in all diesen Jahren sehr viel gewagt. Für die gesamte, sehr konsequente und konzentrierte Entwicklung war das Experimentieren und Ausprobieren unabdingbar. Ihre neuen Arbeiten sind so schlicht wie ihre früheren. Jetzt aber wohnen ihnen Klarheit und Ruhe inne – Harmonie, Reife, Gelassenheit und eine Konzentration auf das Wesentliche. Ihre Objekte wirken mühelos leicht und unkompliziert. Nichts ist prätentiös, und alles spielt mit den Sinnen – sinnliche Eindrücke, die mit Worten nur ungenügend beschrieben sind. Jutta Wincklers Objekte strahlen eine Wärme aus, die spürbar ist. Dieser Faszination kann sich der Betrachter kaum entziehen. Einer fast magnetischen Anziehungskraft gleich entsteht ein Drang, sie zu umkreisen, sie zu betrachten, zu berühren und zu erfassen. Magie ohne Magier. Ohne Worte. Still und stark, und auf den Punkt gebracht.
Martina Janzen
Ausstellungen der
JANZEN Galerie
Art Karlsruhe22. - 25.02.2018
Art Karlsruhe15. - 19.02.2017
Art Karlsruhe18. - 21.03.2016
STARKE STILLE26.04. - 20.06.2015
Art Karlsruhe05. - 08.03.2015
PERLEN TAUCHEN (1) 19.07. - 30.08.2014
Art Karlsruhe 13. – 16.03.2014
Biografie
1955
in Hagen geboren
Ausbildung zur Keramikerin bei Gertrud Kragh-Junghans im Allgäu
Seit 1986
freischaffende Keramikerin und Künstlerin
Jutta Winckler lebt und arbeitet in Nipmerow auf Rügen.
Einzel- und Gruppenausstellungen
in Deutschland, England, Spanien, China und Korea
Lehrtätigkeit
in Deutschland und Spanien
Auszeichnungen
Staatspreis Nordrhein-Westfalen
1. Preis beim Internationalen Wettbewerb CERCO in Zaragoza/Spanien
Arbeiten in Museen
Westerwaldmuseum, Höhr-Grenzhausen
Württembergisches Landesmuseum, Stuttgart
Badisches Landesmuseum, Karlsruhe
Museum York, Yorkshire/England
Museum für Angewandte Kunst, Köln
Museo Nacional de Ceramica „González Martí“, Valencia/Spanien
Grassi Museum, Leipzig
Zibo Ceramics Museum, Zibo/China